Als Jindrich Miyaka'ans Blick bemerkte, ließ er sich wieder nieder und nahm einen Schlick aus seinem Trinkschlauch. Dann sah er sie an und begann zu erzählen: "Ich glaub, ich muss ein bisschen ausholen", entschuldigte er sich im Vorhinein, "letzten Sommer nahm das Unglück hier ja seinen Anfang. Ulrich und Wu brachen in der Taverne zusammen und spürten die Präsenz von Verfemten hier unten im Süden.
Wir haben daraufhin Foxja mit einer Decurie leichter Reiterei als Späher vorgeschickt. Sie sind genau bis hier her gekommen." Er sah zu der gebrannten Erde neben ihnen. "Hier war ein Scheiterhaufen aufgetürmt und zwei Leute, die sich als Legioniten ausgaben, waren daran zu schaffen. Sie sagten, sie hätten zu der Expedition gehört, die wir ausgesandt hatten, um den Erdbeben in der Stadt auf den Grund zu gehen, die auch hier im Süden am stärksten sind." Das folgende schien Jindrich noch mehr Unbehagen zu bereiten. Er nahm noch einen Schluck, bevor er weitersprach.
"Nun Foxja trat auf die beiden zu, unterhielt sich mit Ihnen und irgendwann verlor sie das Bewusstsein. Sie müssen sie irgendwie vergiftet oder verhext haben", überlegt er. "Sie wachte allein hier irgendwo in der Nähe wieder auf und versuchte sich in Richtung der Stadt zu retten. Nach ein paar tagen umherirren traf sie dann auf die beiden Centurien, als 200 Soldaten, die wir losgeschickt hatten, um sich der Gefahr durch die Verfemten anzunehmen.
Wir wissen bis heute nicht, was sie mit ihr gemacht haben, nachdem sie zusammenbrach. Aber irgendwie haben sie in der ersten Nacht im Lager die Kontrolle über sie übernommen und die Wasservorräte des Lagers durch ihre Hand vergiftet. Später konnte sie sich daran erinnern, wie sie eine ölige Flüssigkeit dort hineingab." Jindrich schluckte schwer. Foxja hatte sich zwar wieder einigermaßen gefangen, aber diese Geschichte würde ihr sicher noch lange nachhängen. "Foxja brauchte noch mehrere Tage um sich zu erholen. Sie schlief und fieberte. Und in dieser Zeit breiteten über das Wasser alle möglichen Krankheiten der Pestilenz im Lager aus. Irgendwann entschied der Centurio, der Anführer, dass sie zurück zur Stadt mussten. Dort kümmerte sich Leukos federführend um das Seuchenlager, in dem die Legioniten geheilt werden konnten." Jindrichs Blick wanderte kurz Richtung Norden bevor er sich wieder Miyaka'an zuwandte. "Doch sie kehrten nicht alle zurück," setzte er mit schwerer Stimme an. "Einige Soldaten waren durch besonders aufmüpfiges Verhalten aufgefallen. Es kam erst zu Befehlsverweigerungen, dann zu Beschimpfungen und später zu handfesten Raufereien, die nicht immer gut ausgingen. Einige entfernten sich vom Lager und man hielt sie für feige Deserteuere. Doch sie waren krank. Die Raserei hatte von ihnen Besitz ergriffen...
Nachdem wir die zwei Centurien vor der Stadt wieder halbwegs zusammengeflickt hatten, sind wir selbst mit einer Centurie unter Avellania aufgebrochen. Bis zu dem Lagerplatz an dem sie infiziert wurden.
Sie waren noch da.
Aber da war nichts menschlichen mehr an ihnen.
Unser Heiler ist auf sie zu. Der Heilerschutz, die X. unter Leukos, ist mit ihm. Sie wollten helfen. Und als sie ran waren, sind diese Kreaturen auf sie losgegangen. Es war ein schnelles und blutiges Gemetzel. Mit Händen und Zähnen sind sie auf uns los – wie in Raserei." Wieder schluckte Jindrich.
"Als die Lage beruhigt war bin ich auf Spähposten vor. Tja... und da sah ich schon 200 schwer gerüstete Untote auf uns zuhalten.
Wir hatten keine Wahl, als uns zurückzuziehen. Einzig ein Spähtrupp blieb zurück, um das Heer der Untoten im Auge zu behalten.
Sie schienen an dem Lagerplatz etwas zu suchen und zogen dann ab. Während wir sie beobachteten fanden wir den ersten Pestgarten in einem Hain direkt am Lager. Dort haben wir einen Scheiterhaufen errichtet und alles den Flammen anvertraut. Danach sind wir bis hierher und haben das befestigte Lager der Untoten entdeckt," Jindrich wies den Weg hinunter, wo einst der Posten der Untoten gestanden hatte. "Tja und dann haben wir den Buchtpakt um Hilfe gebeten und mit dem geeinten Heer hier aufgeräumt. Bis zur Atemnot....
Am Lagerplatz der 6./7. waren wir seitdem nicht mehr. Der Pestgarten dort wurde also bisher nur verbrannt, aber noch nicht gereinigt", schloss er seinen Bericht.