Sie brauchten nicht lange in den Grund zu spüren, um Gewissheit zu bekommen.
"Es ist vom Gefühl her wie drüben." meinte die junge Wölfin und zuckte die Schultern.
Sie brauchten nicht lange in den Grund zu spüren, um Gewissheit zu bekommen.
"Es ist vom Gefühl her wie drüben." meinte die junge Wölfin und zuckte die Schultern.
Die beiden Narech'Tuloch probierten noch weitere Male, eine Differenzierung der Stärke der Energie im Land um sie herum zu erfühlen, doch das Ergebnis blieb immer dasselbe.
Die Hirschin zog Jindrich zur Seite und erklärte leise:
"Nein, das ist nicht das Problem. Die Energie ist hier überall mehr oder weniger völlig gleich zu spüren. Keine Abgrenzung wie etwa Fluss und Ufer." Sie berührte kurz und sehr nachdenklich die Stirn, um einen passenden Vergleich zu finden.
"Hast du schon mal einen Lavastrom gesehen, bei ihm gestanden? Die Hitze steigt von diesem Lavastrom auf, dort ist es wirklich heiß, doch kannst du sie auch noch in deutlicher Entfernung spüren. Im Boden, in der Luft. Das Gespür der Narech'Tuloch scheint nicht so differenziert zu sein, dass wir den genauen Verlauf spüren, doch die Energie können wir fühlen. Eher bemerken wir vielleicht Unterschiede, wenn das Energieniveau deutlich ansteigt wie bei Kreuzungen, Pools. Wir können das jetzt so weitermachen bis zur Stadt, aber die Antwort ist, glaube ich, recht unzufriedenstellend. Ich denke, das sollte noch einmal jemand versuchen, der ein besseres Gefühl für das Land hat."
Miyaka'an und Chanaya nahmen die Sache sehr ernst, doch schnell zeigten sich Irritation und auch Frustration.
Je weiter sich die Gruppe vom Außenposten entfernte und durch den Chamsin stapfte, desdo deutlicher zeigte sich, dass die beiden Narech'Tuloch mit den Ergebnissen ihrer Proben nicht zufrieden waren. Am Ende ließ Miyaka'an sogar das Zeichnen auf der Haut sein und schüttelte unwillig den Kopf, als Chanaya leise etwas zu ihr sagte. So stapften der Wolf und die Hirschin der Gruppe wieder hinterher, um aufzuholen, bis zur nächsten Probe, dem Griff in die Erde.
Die beiden Narech'Tuloch waren ein wenig durch die Gegend gestrichen, hatten aber aufmerksam die Vorbereitungen zum Aufbruch beobachtet. Bald traten sie näher, um sich der Gruppe anzuschließen und lauschten Jindrichs Ausführungen.
"Wir sollten besser zusammenbleiben. Das Problem, das ich beim Chamsin sehe ist, dass uns Orientierungspunkte fehlen. Wir könnten Markierungen setzen, wo wir etwas besonders spüren, aber die könnten zugeweht werden. Lasst uns erst mal losgehen. Den Ort hier haben wir ja schon erspürt. Mal sehen, was auf der Strecke zu spüren ist."
"Windhaven ist auch Chanayas und mein Ziel, ob Salana dort sein wird, kann ich dir nicht sagen. Vielleicht hat sie sich bereits auf den Weg dorthin gemacht oder ist anderweitig beschäftigt.
Ich hätte auch vorgeschlagen, die Erde immer mal wieder zu prüfen und zu vermerken auf unserem Weg zurück, wo wir mehr oder weniger Energie spüren und dann zu euch als Gruppe wieder aufzuschließen. Ein paar kurze Stichproben, eine genauere Untersuchung beim anderen Pestgarten, ja, das, denke ich, kann machbar sein." Bei Jindrichs Erklärung zum Verbleib des Untodes nickte die Hirschin nur. Ja, ein Rückzug, aber Verbleib im Gebiet, das sah ihnen ähnlich.
" Warum haben sie aber das Lager noch einmal durchsucht. Was haben sie mitgenommen." sinnierte Miyaka'an leise.
Miyaka'an sah etwas angewidert auf Stift und Papier und schüttelte den Kopf.
"Nein, so etwas benutzen wir gar nicht. Wir zeichnen auch, um uns zum Beispiel eine Strecke oder ein Stück Land zu merken ..." Sie sah sich kurz auf dem Boden um und griff dann nach einem Stückchen Kohle, hob dann ihren Arm und begann darauf leichte Striche zu zeichnen, die recht deutlich den Ort mit Markierungspunkten wiedergab wie Baum, Strauch, Baumstumpf, Wasserlauf. Fragend blickte sie Tarik an, ob er verstand, was sie meinte. Dann reichte sie ihm ein Fell und zeichnete auf der Rückseite.
"Damit geht es auch! Kannst du mir so etwas von der Gegend zeichnen mit allen wichtigen Punkten wie Lagern, Gärten, Wegen, Richtung Porto Leonis, unserer Siedlung ... und Shan Yanitar Kayar?"
Dann erst wandte sie sich wieder an Jindrich.
"Sehr merkwürdig und ihr scheint die falschen Leute aufgescheucht zu haben. Untod und Pestilenz arbeiten zusammen, aber das hatten wir ja schon. Was mich erschreckt ist, dass es nicht nur Plänkler sind, sondern dass das Gebiet so wichtig ist, dass sogar schwer Gerüstete hierher kommen. Die Frage ist, wo sie nun sind? Zurückgezogen? Abgezogen? Lauern sie hier und beobachten uns? Haben sie vielleicht längst, weswegen sie hierherkamen? Das Erspüren der Kraftader ist nun gar nicht so einfach, wenn man aufrecht gehen würde. Ich zum Beispiel erspüre die Energien im Boden, indem ich mich hinknie, meine Hände auf die Erde lege und dann in den Boden fühle. Eine anwesende Schlange könnte das vielleicht mit bloßen Füßen hinbekommen, wenn sie geht. Für mich wäre das heute das erste Mal. Ich und auch Chanaya könnten es auf unsere Weise probieren, also mit den Händen, das wird aber Zeit brauchen."
"Ich kann es versuchen." meinte die Hirschin leise. Sie war hier eigentlich für ihre Begriffe viel zu viel in magische Belange involviert und das war Miyaka'an immernoch nicht gewöhnt. Sie fragte sich einmal mehr, warum sie so besonders sein sollten, wenn sie doch so magisch wie ein Stein waren.
Um ihre Bereitschaft zu zeigen sah die Narech'Tuloch Jindrich fragend an.
Miyaka'an und Chanaya hatten sich erst merklich zurückgehalten und beobachtet, den Bruch des Dolches mit einem überraschten Blick quittiert und waren dann zu Thorbrands Ritual näherkommen.
"Wer wird denn die Ableitung der Energie nun machen?" Die Hirschin ließ die Tatsache unerwähnt, dass sich die Glaubensenergie merkwürdig anfühlte, doch sicher zu bewältigen war.
Die Hirschin nickte verstehend.
"Dann ist das doch geklärt, macht die Sache aber nicht einfacher, in die Nähe des Archivs zu kommen." Damit setzte sie sich in der Nähe des Ausgangs auf den Boden, was Chanaya ihr nachtat und harrten der Dinge, die da kommen würden.
Miyaka'an hatte Jolanda still zugehört und sah kurz zu Jindrich hinüber.
"Hat Jindrich nicht auch eine gewisse Nähe zu Terra?Und was ist mit Ulrich? Hatte er hier mitgekämpft und war auch der Luft leere ausgesetzt?" fragte sie leise.
"Uff!" meinte die Hirschin nur leise und wechselte kurz einen Blick mit Chanaya.
"Das Archiv und euer Fortbleiben von dort scheint denen sehr wichtig zu sein." Wenn man eines in ihrer Miene erkennen konnte dann Neugierde... und Bedauern. Bedauern, dass sie kein Jagdrudel Hirsche zur Hand hatte, um sofort auskundschaften zu gehen.
Miyaka'an merkte, dass sie noch zu wenig wusste von den Geschehnissen rund um das Archiv. Sie nickte zu Jindrichs Ausführungen, zog bei Sekret aber fragend die Augenbrauen hoch.
"Sekret? Und sie haben euch zurück gedrängt?" Es gab noch so viel zu klären.
"Wenn ich dich richtig verstehe meint ihr, dass die Barriere von den Untoten und der Pestilenz gewirkt wurde oder wird? Ganz ehrlich, seit ich hier oben bin habe ich noch nicht gehört, dass sie sich solcher Mittel bedienen. Sie sind in Richtung Süden geflohen, also dahin, wo der See sein soll? Oder in eine andere Richtung? Ich habe jetzt schon etliche Konstrukte und Archive der Alten Herrscher kennengelernt. Könnte die Barriere vielleicht ein Schutz von Shan'Yanitar'Kayar sein?"
Die Hirschin schüttelte nur den Kopf, Chanaya zuckte mit großen Augen die Schultern und beide warfen einen Blick zu Jolanda, wie sie sich äußern würde.
"Das würde mich auch interessieren und wir sollten Gemeinsamkeiten finden oder einen anderen, triftigen Grund. Was mich jedoch sehr interessiert, ist, wann die Luftleere sich das erste Mal bemerkbar machte." Sie dachte kurz nach und schien im Geiste einer Geschichte zu lauschen, die sie vernommen hatte... Bis zu einem bestimmten Punkt.
"Der Reisende, der in Porto Leonis das erste Mal von seiner Entdeckung erzählte, der See und die Stille, die Erscheinungen, die ihn dann jagten. Er wäre dem See nie so nahe gekommen, wenn die Luftleere da schon bestanden hätte. Wann ist sie also entstanden und warum? Eine weitere Geschichte, die ich hörte, spricht davon, dass nach Shan'Yanitar'Kayar eingeladen wurde. Die stärksten, schnellsten, klügsten. Sie konnten in das, was sich den Blicken entzieht, hineingehen, da gab es diese Barriere auch noch nicht. Jindrich, erzähle uns bitte, wie die Barriere sich bei dir bemerkbar gemacht hat, wann du auf sie gestoßen bist und wie weit du vordringen konntest, bevor du merktest, dass du nicht atmen kannst."
Die beiden Narech'Tuloch hatten sich ein wenig von den Legioniten abgesetzt und waren ihnen dann langsam zum Kommandozelt gefolgt. Leise diskutierten sie. Sie hatten nun beide mit eigenen Augen gesehen, dass die Luftleere wirklich präsent war, auch wenn sie der Wölfin und der Hirschin nichts hatte anhaben können. Doch die Mienen der Siedler waren einprägsam gewesen. Die Barriere war vorhanden! Nun stellte sich die Frage, warum weder die Narech'Tuloch noch die Kara'tain betroffen waren.
Miyaka'an und Chanaya folgten den anderen ins Zelt und platzten somit mitten in die Meldung Jindrichs. Wie die Hirschin solche Momente hasste: Vorgesetzter und Untergebener! Die Narech'Tuloch hielten sich zurück und beobachteten, was die Diskussion weiter erbrachte, obwohl man ihnen ansah, dass sie sich gerne sofort mit Jolanda ausgetauscht hätten.